Es gibt Bands, die einen durch ganze Lebensphasen begleiten. Für mich war Rammstein lange so eine Band.
Ihre Musik, diese rohe Energie – all das hat mich fasziniert. Ich habe ihre Alben rauf und runter gehört und einige ihrer Musik CDs inkl. Sondereditionen gekauft und im Regal stehen gehabt.
Sogar Blogartikel über ihre Musikvideos habe ich damals geschrieben, heute habe ich die nicht mehr online.
Ein Blick in mein Last.fm-Profil zeigt das schwarz auf weiß:
Rammstein steht dort noch immer auf Platz 6 meiner All-Time Artists – mit 10.289 Scrobbles. Das war keine flüchtige Schwärmerei, das ist musikalische Prägung.

Doch seit Mitte 2023 ist etwas gebrochen.
Der Bruch: „Row Zero“
Als die ersten Berichte über Rammsteins sogenannte Row Zero auftauchten, wollte ich es zunächst nicht glauben. Aber mit jeder neuen Aussage, mit jedem Statement und jedem Bericht über Machtmissbrauch und Manipulation wurde klar:
Hier geht es nicht um „Provokation als Kunstform“. Hier geht es um Menschen, die verletzt wurden – und um Strukturen, die das ermöglicht haben.
Ich kann nicht weghören und ich will es auch nicht.
Rezo hat das in seinem Video „Rammstein – Mi$$brauch, Macht & K0-Tropfen (Alle Vorwürfe & Statements)“ vom 6. Juni 2023 eindrucksvoll zusammengefasst.
Er hat recherchiert, Stimmen zu Wort kommen lassen und gezeigt, wie komplex – und gleichzeitig wie eindeutig – das ganze System hinter dieser „Row Zero“ war.
Seitdem höre ich keine Rammstein-Songs mehr.

Mein Last.fm-Screenshot zeigt den Schnitt deutlich: Seit Mitte 2023 – null Plays.
Musik, Moral und die eigene Grenze
Ich weiß: Kunst und Künstler zu trennen, ist ein schwieriges Thema. Viele sagen, man könne ja „nur die Musik genießen“. Aber ich merke: Ich kann und will das nicht.
Wenn ich Rammstein höre, höre ich nicht mehr nur die Musik – ich höre das Schweigen, das Leugnen, das Machtgefälle. Und es macht mich traurig, weil diese Band mir einmal viel bedeutet hat.
Es ist, als hätte man ein altes Lieblingsbuch, das man früher geliebt hat – und beim erneuten Lesen erkennt man plötzlich Dinge, die man nicht mehr übersehen kann. Man verliert etwas. Aber man gewinnt auch Klarheit.
Verantwortung im Metal
Rammstein war nur der Anfang. Seitdem haben sich auf meiner persönlichen Blacklist weitere Bands dazugesellt.
Hier möchte ich den Instagram-Kanal @kontraos empfehlen. Er macht regelmäßig auf Bands aufmerksam, die man mal hinterfragen sollte oder sich genauer anschauen sollte. Gleichzeitig habe ich über seinen Kanal auch zum Beispiel die Band Heaven Shall Burn kennen und lieben gelernt.
Mein kleines Fazit
Ich höre Rammstein nicht mehr. Nicht, weil ich die Musik vergessen will. Sondern weil ich gelernt habe, hinzusehen. Ich bin gleichzeitig froh, dass ich erst in 2025 begonnen habe meine Metal Kutte mit Aufnähern zu versehen, ansonsten müsste ich jetzt Rammstein entfernen.
Vielleicht ist das der ehrlichste Ausdruck von Fanliebe:
Nicht blind zu verehren, sondern die Konsequenzen zu ziehen, wenn etwas nicht mehr mit den eigenen Werten vereinbar ist.
Dieser Text ist keine moralische Abrechnung, sondern eine persönliche Reflexion. Ich weiß, wie schwer es ist, sich von etwas zu lösen, das einen über Jahre begleitet hat. Aber manchmal ist genau das notwendig, um Platz für etwas Neues, Echtes und Besseres zu schaffen.

